Sonntag, 2. März 2014

Lieben lernen

Lange habe ich in diesem Blog entweder nichts geschrieben oder über Themen von anderen oder über meine Meinung zu anderen Dingen. Ursprünglich war der Blog einmal für mich da, und nur für mich.  Ich habe mich selbst reflektiert und in einer gewissen Art und Weise mein Leben verarbeitet. Warum habe ich das schleifen lassen? Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall gibt mir das letzte halbe Jahr großen Anlass dazu einmal mir selbst aufzuschreiben, was alles so passiert ist und warum es so geschehen ist. Mit Sicherheit war es das schwerste halbe Jahr in meinem Leben in einigen Situationen, denn ich musste Realitäten anerkennen, mich von Sachen trennen und große Veränderungen in Kauf nehmen. Am Anfang dieser Reise stand erstmal meine sportliche Situation. Die Freiluftsaison 2013 lief nicht, Krankheit, keine Form,... . Dann kommt Urlaub, ein echtes Highlight und ich reisse mir ein Band am Fuß beim Longboard fahren. "Verdammt was ist los?" Das waren Gedanken, die ich damals nicht nur einmal hatte. Das war ein Ereignis, was so ziemlich alles in dem nächsten halben Jahr beeinflussen sollte. Denn ich bekam vor allem schlechte Laune. Ja da war ich ganz groß drin. Nicht der positive Typ, der aufbricht um Rekorde zu brechen, sondern vielmehr das Gegenteil war an der Tagesordnung.

Nun ging es wieder zurück ins Training und dort erwartete mich eine ganz neue Konstellation. Ich darf bei Wolfgang Strietzel meine Technik trainieren und bekomme meine sonstigen Einheiten von Jan May. Eine gute Konstellation und für mich optimal für mein Leben. Diese beiden Teile meines Trainings versuchten alles um mich bestmöglich auf die Hallensaison vorzubereiten. Es wurde völlige Rücksicht auf meine Bedürfnisse genommen und alles verrucht um mich noch schneller, noch besser zu machen. Letztlich durfte ich so eine lange Durststrecke überwinden und endlich wieder eine Medaille bei deutschen Meisterschaften feiern. (Dazu später mehr)

In den letzten Wochen und Monaten stellte sich aber des öfteren eine Charaktereigenschaft von mir ein, die ich gar nicht mag. Aber egal wie man sie nicht mag, sie ist sehr komfortabel und man bekommt oft das was man braucht oder das was man hören will. Selbstmitleid. Ich hatte ja genug Material, meine finanzielle Situation, mein Fuss der schmerzte, die Uni die nervte,... . Und ehe man sich versieht ist man in einem Strudel gefangen, der nur eine Richtung kennt und zwar nach unten. Nur eine Sache vergisst man ganz oft, nämlich das man sein Umfeld meistens mit hinunterzieht. Und genau das geht gar nicht. Das Leben auf der Tränendrüse ist bei mir nichts weiter als Faulheit die Züge selber in die Hand zu nehmen und was zu unternehmen. Wenn du unzufrieden bist, dann mach was dagegen. Das ist ein Satz, der sich so einfach schreibt, aber der in der Realität so schwer sein kann.

Wenn ich jetzt zurückblicke und mich frage, woran es gelegen hat, dass ich nicht schneller gelaufen bin z.B., dann kann ich wirklich sagen das es an der Einstellung lag. Meine Trainer haben alles gegeben und mich so optimal auf die Hallensaison eingestellt. Vom Kopf her war ich aber von Anfang an nicht voll da. Nicht so wie sonst, wo ich am liebsten den Startblock durch den Tartan gedrückt hätte. Und das war letztlich auch der Grund, warum ich den nächsten Schritt diesen Winter nicht realisieren konnte.

Letztlich habe ich Bronze geholt und das ist das was zählt. ich bin ehr dankbar für die Unterstützung, die ich von allen Seiten erfahren durfte. Ohne diese Unterstützung hätte ich wohl viel eher das Handtuch geworfen.

Her gerade bei den Deutschen Meisterschaften hat einfach etwas gefehlt. Das Feuer, die Lust, der Ehrgeiz, die Passion. Ich glaube nicht das das Feuer aus ist. Aber ich glaube, dass sich bei mir etwas ändern muss in meinem Leben, dass ich dieses wieder aufleuchten lassen kann. Es spielten in den letzten Monaten auch öfter die Gedanken über "aufhören" eine Rolle. Ich war völlig am Ende meiner Kraft und Motivation. Und ich stellte mir die Frage "Was bist du ohne den Sport, ohne das was dich die letzten 15 Jahre ausgemacht hat, wert?". Was bist du als Mensch wert? Bist du zufrieden mit dir? Wenn du in den Spiegel schaust, was siehst du? Wenn keiner um dich herum steht und niemand deine Hand hält, wofür stehst du dann und bist du in der Lage dich selbst zu lieben? Die Antwort fiel mir schwer, denn meine Stimmung und mein Selbstmitleid haben das Bild von mir oft nachhaltig gestört. Ich versuchte es vielen Menschen recht zu machen und entfernte mich eigentlich immer mehr von dem, was ich an mir selbst mag. Es war zu einem Großteil sehr egoistisch gedacht, denn auch wenn ich es diesen Menschen eigentlich recht machen wollte, so konnte ich ihnen nicht ehrlich gegenübertreten.

Wie auch immer. Es ist so oft im Leben, dass man erst das wichtigste verlieren muss um zu realisieren, was man eigentlich gerade macht oder falsch. Und es gibt manche Momente, die genau das unterstreichen und die dir am liebsten sagen oder zurufen wollen wie wertvoll jeder Moment in unserem Leben ist. So geschehen gestern hier in Hamburg. Wir kamen gerade von ein paar Bergläufen und wollten zurück zu unseren Autos und mussten ein Strasse überqueren. Als wir ca. 5 Meter von dem Zebrastreifen entfernt waren, kam uns eine Joggern mit Musik auf den Ohren entgegengelaufen. Sie lief über den Zebrastreifen direkt uns entgegen, als wir noch gegenüber standen. Dann kam auf einmal ein Auto von der rechten mit geschätzten 60 kmh angefahren und wir hörten nur die Reifen quietschen ca. 5 Meter vor dem Zebrastreifen. Auf jeden fall zu wenig um noch zum stehen zu kommen. Die Joggerin sprang noch nach vorn und konnte so um Haaresbreite von der Motorhaube springen. Wir blickten quasi direkt auf das Geschehen und es war ein absoluter Zeitlupenmoment. Ein Moment in dem quasi alles still steht. Das Leben der Joggerin hätte sich innerhalb von einer Millisekunde dramatisch ändern oder es hätte sogar enden können. Das war ein Moment, der mich die nächsten Stunden nicht losgelassen hat. Und ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Das Leben ist kostbar, es ist ein Geschenk. Ich habe keine Lust mehr auf die Wolken über meinen Kopf, ich will mehr Sonne. Ich will für mein Umfeld und vor allem für mich genau der sein den es verdient. Und zu diesem Typ gehören halt auch tiefschürfende emotionale Texte mit Rechtschreibfehlern, weil er keinen Bock hat sich den Text nochmal durchzulesen. Irgendwie lieb ich das an mir.  Ab jetzt bin ich pur , ab jetzt bin ich wieder ich.

Never stop moving forward!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

RESPEKT!!!
Gewinnen kann so leicht sein, den Sieg genießen kann jeder Dödel.
Doch aus dem Tiefpunkt wieder hoch zu kommen, das Tal zu überwinden - dazu gehört echte Größe und Stärke!!!

Anonym hat gesagt…

Wirklich guter, tiefgreifender Text.
Wenn doch mehr Menschen in der Lage wären, ihr Leben auf diese Weise zu reflektieren...

der Alte hat gesagt…

12. März 2014

Leider kann ich nur auf diesem Wege einen Kommentar zum Video und Song "My Body" loswerden:

Toller Titel ... und außerdem ist es immer wieder schön, wenn junge Menschen die (GRÖßTEN) BEATLES zitieren - mit dem Gesang, den Frisuren, dem Cover (Bild) und der Szene auf dem Feld.

Hat mir gefallen!